Die Balearen haben ihre eigenen Volksmärchen, die Rondalles. Eine der beliebtesten Geschichten ist die der Liebe der drei Orangen.
Der einzige Königssohn war in das Alter gekommen, sich zu vermählen. Schließlich bat er, sich eine Frau suchen zu dürfen. Schweren Herzens ließ ihn der Vater ziehen, hatte er doch nur ein Kind und dieses hier wollte ausgerechnet die Liebe der Drei Orangen finden! Eine lange Wanderung und das Verstecken vor drei Drachen sind nötig, bis der Prinz den Garten mit den Orangenbäumen erreicht.
Er ist mitfühlend und gut, teilt sein Brot auf dem Weg mit einem hungrigen Hund, sein Wasser mit einer durstigen Schlange, eine hin und her schlagende Pforte bindet er an. Mit Mut und List überwindet er die drei Drachen die den Orangenhain bewachen und pflückt die besonderen drei Früchte. Niemand kann den Befehl der aufgewachten Drachen befolgen und ihn auf seiner Flucht aufhalten - der Hund nicht, weil er ja satt ist, die Schlange nicht, weil sie ja keinen Durst mehr hat und auch die Pforte nicht, weil sie ja festgebunden ist.
Schließlich bekommt jedoch der Junge so großen Durst, dass er eine Orange öffnet, um deren Saft zu trinken. Heraus kommt ein wunderschönes Mädchen, sie stirbt jedoch, weil er ihr kein Wasser geben kann. Auch bei der zweiten Orange und einem noch schöneren Mädchen geht es nicht anders aus. Schließlich kommt der Jüngling völlig entkräftet bis zu einem Brunnen, trinkt und öffnet dann die dritte Orange. Das wunderschöne Mädchen kann trinken und bleibt am Leben. Der Prinz bittet sie, am Brunnen zu warten, um sie mit einer Kutsche aus dem königlichen Schloss abzuholen. Unterdessen verwandelt jedoch eine böse Frau das Mädchen in eine Schwalbe und nimmt ihren Platz ein. Beim Hochzeitsmahl aber wird der Prinz aufmerksam auf die Schwalbe, die das Paar immer wieder umfliegt und es gelingt die Rückverwandlung. Endlich darf sich das Paar lieben und sie leben glücklich bis an Ihr Ende.
Noch heute werden mallorquinische Kinder ermahnt, nicht von der Liebe der drei Orangen zu träumen und aufmerksam zu sein.